Von der Pomßener Landstraße (S49) bis zur Steinberger Straße (S45) am Ortseingang Grethen verläuft eine Wegeverbindung, die in ihrer historischen Bedeutung von keiner anderen Weg- bzw. Straßenverbindung in Europa übertroffen wird. In Zusammenarbeit mit dem Ortschronisten Rolf Langhof konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass es sich dabei um ein Teilstück der berühmten Via Regia handelt. Schon die seinerzeit allseits anerkannte, in den 1950er Jahren als Kreisdenkmalpflegerin tätige Renate Sturm-Franke ließ sie als „Via Regie Lusatiae“ unter Schutz stellen. Leider wurde ein wichtiges Stück zwischen Kleinpomßen und Linhardt dem Kiesabbau geopfert.
Ein auch Königsweg oder Königsstraße genanntes Straßengeflecht verband Nordwestspanien (Vigo), über Frankreich (Bordeaux, Paris), Deutschland (Frankfurt a. M., Leipzig, Görlitz) und Polen (Krakau). Diese Verbindung führte weiter nach Weißrussland, Litauen und Russland (Moskau). Abzweigungen reichten im Westen nach Belgien und im Osten nach der Ukraine (Kiew).
Der Name Via Regia steht für die älteste und längste Landverbindung zwischen West- und Osteuropa. Sie besteht seit mehr als 2000 Jahren und hat eine Länge von 4500 Kilometern.
Via Regia (strata regia) bedeutet Königsstraße. Sie war rechtlich jeweils dem Regenten (König) zugeordnet und stand unter besonderem Friedensschutz, der wohl auch im Wesentlichen geleistet werden konnte.
Somit ist diese Bezeichnungen (Via Regia, Königsstraße, Königsweg, Hohe Straße) kein eigentlicher Straßenname, sondern bezeichnet den Charakter und die Bedeutung dieser durchgehenden Straßenverbindung.
Diese wichtigste Landverbindung von West nach Ost und natürlich in Gegenrichtung diente dem Handel, Militärtransporten, Reisenden und Pilgern. Führt doch auch eine Strecke als Jakobsweg ins spanische Santiago de Compostela. Ein reger Kulturaustausch beeinflusste die Entwicklung in den von der Via Regia durchquerten Gebieten. Seit 2005 gilt die Via Regia als „Kulturstraße des Europarates“.
Im Sprachgebrauch gehen Metaphern auf diese berühmte Straße zurück. So hat jemand, der über eine optimale Problemlösung verfügt, den Königsweg gefunden.
Die zu großen Teilen nicht oder nur schlecht befestigten Wegstrecken zeichneten sich durch tief eingefahrene Gleise aus. In Gebirgsgegenden meißelte man Spurrinnen in den Fels, um auf schmalen Wegen den Absturz zu verhindern. Hinzu kamen Ausweichstellen, so genannte „Weichen“. Beispielsweise kennt man das „Frankfurter Gleis“ und das „Polnische Gleis“. Die späteren Eisenbahnen habe diese Begriffe übernommen.
In Parthenstein hat man die Bezeichnung „Hohe Straße“ als Straßennamen übernommen. Die Herkunft und Bedeutung dieses Namens ist jedoch kaum noch bekannt.
Da auf diesem historischen Weg auch Salz aus der Hallenser Gegend befördert wurde, trug er den Beinamen „Alte Salzstraße“. Diesen Begriff hört man in seltenen Fällen noch heute.
Es wäre gut, diesem kulturhistorischen Schatz etwas mehr Bedeutung beizumessen, damit er nicht ungehoben der Vergessenheit anheim fällt.
Gerade auf dem Gebiet der Gemeinde Parthenstein hat sich aus topographischen Gründen der Verlauf nicht verändern können. Hier ist jeder Meter historischer Boden. Und da hier keine größere Ansiedlung stattfand, wurde die Wegstrecke zum großen Teil in ihrem Urzustand belassen und nur als Wirtschaftsweg genutzt. Dort, wo man eine Befestigung vornehmen musste, wurde dies mit Vorsicht getan.
Mit dem Wissen über die Geschichte dieses Weges ist eine Wanderung über die Hohe Straße in der Gemeinde Parthenstein nur zu empfehlen, kann man doch eintauchen in die Vorstellung von vorbeifahrenden Wagenkolonnen, beladen mit Waren aus der Ukraine oder Böhmen und gelenkt von fremdländisch gekleideten, mutigen Fuhrleuten. Auch manch schöner Blick bietet sich bei passendem Wetter auf das im Tal der alten Mulde und auf dem Windmühlenberg liegende Großsteinberg bis hinüber nach Klinga, dem anderen Ufer dieses Urstromtales. Die Grethener Kirche ist gut zu erkennen und auch Pomßen grüßt mit Schloss und Kirche durch die Bäume des Mühlteiches.
Der Heimatverein Großsteinberg hat nun mit tätiger Unterstützung von Bürgermeister und Bauhof dafür gesorgt, dass der in der Gemeinde verbliebene Teil dieser Wegeverbindung mit der in ganz Sachsen einheitlichen Beschilderung versehen wurde.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Wegestein an seinen angestammten Platz gesetzt, der die letzten Jahre im Asyl verbrachte. Am 4. Februar 1987 erfuhr Vereinsmitglied Günter Pfarr, dass der an der Ecke Pomßener Straße und (heute) Pomßener Landstraße von alters her stehende Wegestein, der dort als Wegweiser nach Lindhardt, Pomßen und Großsteinberg diente, umgefahren worden war und ihm ein Ende auf der Schutthalde drohte. Da Pfarr bei den örtlichen staatlichen Stellen auf blankes Desinteresse stieß, bugsierte er das gute Stück aus massivem Granit mit Sohn Michael und beiderseitigem hohem Kraftaufwand zu sich nach Hause. Im Garten fand er einen Platz, an dem er die Jahre überdauerte. Bürgermeister Kretschel setzte sich mit der Straßenmeisterei in Verbindung. Da keine Einwände erhoben wurden, konnte der Stein an seinen ursprünglichen Platz zurück gebracht werden. Auch das ging nur mit Hilfe der Mitarbeiter des Bauhofes.
Die Mitglieder des Heimatvereins danken allen, die mitgeholfen haben, hier einen wichtigen Teil unserer Geschichte vor dem Vergessen zu bewahren.