Besuch im elektronischen Stellwerk in Geithain

Nachdem bereits eine Vielzahl von Bahnhöfen auf elektronischen Betrieb umgebaut wurden, bedurfte es auch einer Steuerzentrale. Diese Aufgabe hat das elektronische Stellwerk in Geithain übernommen. Reinfried Polter vom EisenbahnFreundesKreises Westsachsen und dem Heimatverein sehr verbunden, hatte einen Besuch ermöglicht, so dass wir am Freitag, dem 26.9.2014 gemeinsam mit dem Bus in das nicht all zu entfernte Städtchen fahren konnten.
Warum Geithain? Theoretisch hätte diese Funktion jeder der angeschlossenen Bahnhöfe übernehmen können. Geithain war zuerst umgerüstet und so hat man sich für diesen Bahnhof entschieden.
Wenn ein Großsteinberger von einem Stellwerk spricht, so hat er in der Regel das ehemalige in der Grethener Straße vor Augen. Das in Geithain befindliche besteht aus Containern, allerdings als ein modernistisch anmutender Komplex, dem man die Bauteile so nicht ansieht. Zwei Etagen stehen zur Verfügung. In der unteren ist die Technik untergebracht. Dazu gehört auch die Notstromversorgung. Für die alltägliche Stromversorgung wurde eine spezielle Trafo-Station bereit gestellt. Eine Stahltreppe führt in den oberen Bereich, der in drei Arbeitsplätze gegliedert ist. Tätig und für den Heimatverein die kompetenten Ansprechpartner  waren Herr Andreas Bösel als Fdl (Fahrdienstleiter) Muldental (Großsteinberg) und Herr Steffen Frömel auf der „Chemnitzer Seite“. Sie gaben den Vereinsmitgliedern einen Einblick in das Geschehen hier im Stellwerk und beantworteten auch die ausgefallensten Fragen kenntnisreich und geduldig. Beide besetzten die Außenplätze, während Fahrdienstleiter Herr Klaus-Dieter Pinkert den Mittelplatz einnahm (Mittelarbeitsplatz; Leipzig – Chemnitz). Vorgesetzter dieser drei Herren ist der Arbeitsgebietsleiter Betrieb der DB Netz AG, Regionalnetz Mittelsachsen, Herr Hans-Joachim Döring.
Dieser empfing auch die Besucher und gab nach einigen einführenden Worten von Reinfried Polter einen Überblick über das ESTW Geithain, seine Bedeutung und seinen Aufbau und führte die Gruppe in den oberen Bereich zu den Arbeitsplätzen.
Eine Reihe von Monitoren mit den grafischen Abbildungen der zu überwachenden Streckenabschnitte (Bahnhöfe) stehen den Diensthabenden zur Verfügung. Dabei handelt es sich um Spitzentechnik, die gestochen scharfe Darstellungen mit exakter Farbwiedergabe ermöglicht. Eine hierarchisch gegliederte digitale Fernsprechanlage ermöglicht eine schnelle und glasklare Verbindung zu allen am Zugverkehr Beteiligten.
Hierarchisch deshalb, weil ein Alarmruf verständlicherweise wichtiger ist, als das Gespräch übers Wetter, wobei letzteres ebenfalls zum Aufgabengebiet der Fahrdienstleiter gehört. Schließlich muss auch die Weichenheizung zum rechten Zeitpunkt gewährleistet sein. Messgeräte an der Außenwand des Stellwerkes sowie im Gleisbereich (siehe Fotos) liefern die notwendigen Daten, und das von allen überwachten Bereichen. Der Eindruck von Raumstation lässt sich nicht ganz beiseite wischen.
Im allgemeinen läuft der Zugverkehr automatisch gesteuert. Mit Jahresbeginn werden die Daten angepasst eingegeben. Nur bei bestimmten Situationen, wo es der Entscheidung des Personals bedarf, greift der Fdl ein. Lässt man sich die Sicherheitsvorkehrungen erläutern, so ist ein Unfall schlicht nicht vorstellbar. Fragt man dazu Reinfried Polter, so weiß er aus seiner langjährigen beruflichen Tägkeit bei der Eisenbahn, das immer noch der Mensch der größte Unsicherheitsfaktor ist.
Die Mitglieder des Heimatvereins, die die Gelegenheit reichlich genutzt haben um ihre Fragen an den Mann zu bringen, waren beeindruckt und fanden es großartig, einmal eine solche Chance geboten zu bekommen. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, sich während des Betriebes über mehr als eine Stunde in einem so hochmodernen Betrieb aufhalten zu dürfen und sich dazu die Abläufe erklären zu lassen. Dafür den beteiligten Herren ein herzliches Dankeschön. Fotos: Rolf Langhof